Vormoderne Herrscherkörper im globalen Vergleich

Vormoderne Herrscherkörper im globalen Vergleich

Organisatoren
Jan Meister / Jonas Borsch, Universität Bern
PLZ
3001
Ort
Bern
Land
Switzerland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
04.05.2023 - 06.05.2023
Von
Alexander Thies, Historisches Institut, Universität Bern

Am 6. Mai 2023 konnte die Welt auf vielen Kanälen ein fulminantes Ereignis verfolgen: Die Krönungen von Charles III. und Camilla zu König und Königin des Vereinigten Königreiches sowie des Commonwealth. Nicht nur war die Veranstaltung ein prägnantes Zeugnis für rituelle Ausdrucksformen von Herrschaft; da die Zeremonie eingebunden war in eine anglikanische Messe; zudem trat die sakrale Bedeutung des Geschehens deutlich hervor: die Verleihung der Herrschaft durch Gottesgnadentum. Überdies waren auch Vertreter und Vertreterinnen von monarchischen Familien des ganzen Planeten anwesend, von denen einige in „modern-westlichen“ Kleidern, andere in „traditionell-nationalen“ Gewändern auftraten. Die Krönung stellte somit ein besonderes Momentum dar, wo dem aufmerksamen Publikum ein globaler Vergleich von verschiedenen monarchischen Habitus ermöglicht wurde.

Als „Parallelveranstaltung“ bot sich die an der Universität Bern von Jan Meister und Jonas Borsch organisierte Tagung zu vormodernen Herrscherkörpern im globalen Vergleich vom 4. bis 6. Mai 2023 an, die aus dem SNF-Eccellenza-Projekt „Herrscherkörper in den Monarchien der Spätantike und des frühen Mittelalters“ hervorgegangen ist. In seiner methodischen Einführung behandelte JAN MEISTER (Bern) als Grundlage der Konferenz die von Ernst Kantorowicz herausgestellte Trennung der „zwei Körper“ des Königs im lateinischen Mittelalter sowie die monumentale Studie von James Frazer, „The Golden Bough“ als kulturübergreifende Untersuchung zum Wesen und sakralen Charakter von Monarchien.1 Für die Tagung steckte er drei Bedeutungsebenen ab, aufgrund derer ein Vergleich der Herrscherkörper vorgenommenen werden könnte: eine symbolische, eine kommunikative sowie eine physiologisch-biologische Ebene. Ziel der Tagung sollte sein, Herrscherkörper global sowie ergebnisoffen zu vergleichen.

Bereits am vorherigen Abend begann der inhaltliche Teil mit der Keynote von BARBARA STOLLBERG-RILINGER (Berlin), welche festhielt, dass Körper im modernen Diskurs kein legitimes politisches Argument mehr darstellten. Anders sei es dagegen in der Vormoderne gewesen, wie sie anhand von vier Thesen argumentierte. So erklärte sie, dass Herrscherkörper sowohl Indiz als auch Metapher der Herrschaft auf einer symbolischen und institutionellen Ebene seien. Es gebe einen Zusammenhang zwischen der Herrschaftsgewalt (potestas) und der physischen Gewalt (violentia): Letztere habe daher die öffentliche Repräsentation der ersteren geprägt. Drittens sei die Stabilität der Herrschaft von der physischen Reproduktionsfähigkeit abhängig gewesen. Viertens sei die herrscherliche Majestät etwas konkret Sichtbares gewesen, das in einem entsprechenden Habitus inszeniert und im Zeremoniell repräsentiert wurde. Im Anschluss fragte Stollberg-Rilinger, wie man mit physischen Defekten des Herrschers umging, was sie anhand der Beispiele Maria Theresias von Österreich und Friedrich Wilhelm I. von Preußen trefflich beantwortete. Maria Theresias „Defekt“ bestand darin, dass sie weiblich war. Der österreichische Hof antwortete auf dieses Legitimationsproblem einerseits, indem er sie als militärische Verteidigerin Österreichs darstellte, andererseits, indem er physisches und juristisches Geschlecht trennte, sodass sie de iure als Mann galt. Gleichzeitig konnte Maria Theresia Kapital aus ihrer Mutterrolle und insbesondere ihrer weiblichen Schönheit ziehen, die ihre Herrschaftswürde ausdrückte. Der preußische „Soldatenkönig“ hatte zeitlebens mit physischen Defekten zu kämpfen, wodurch er die Anforderungen des Hofes und auch die eigenen Ansprüche an Männlichkeit nicht erfüllen konnte. Stattdessen diente ihm sein Regiment aus gedrillten Soldaten als erweiterter „Kompositkörper“, ein Hybridkörper aus Mensch und Waffe, welchen er minutiös kontrollieren konnte.

Anschließend widmete sich DANIEL SCHLEY (Bonn/Kyoto) dem Herrschaftskörper im frühmittelalterlichen Japan vom 11.–13. Jahrhundert. Er führte aus, dass in der Japanologie in Anlehnung an Kantorowicz vom dreifachen Körper des Tennō gesprochen werde, wobei der dritte Körper der „Perlen-“ oder „Jadekörper“ sei, der rituell eine wichtige Vermittlungsebene zwischen den beiden anderen Körpern einnehme. Darauf erläuterte Schley, dass es noch viel mehr „Herrschaftskörper“ gebe: Erstens kam es zu einer Kollektivierung der Herrschaftskörper auf einer kommunikativen Ebene, da die Kaiser häufig Kinder waren, welche die regierenden und zeremoniellen Rollen nicht ausführen konnten und sich, fast unsichtbar, in den Innenbereich des Palastes zurückzogen. Deswegen sprang ein intimer Personenverband aus der Fujiwara-Familie für den Tennō ein, welcher die Regierungsaufgaben wahrnahm. Der Körper des Tennō wurde außerdem symbolisch zu einem körperlich „reinen“ Repräsentationskörper und als Manifestation der Göttin Amaterasu idealisiert. Gleichzeitig führten Rituale, die eingebunden waren in buddhistische Esoterik, zu einer weiteren Vervielfachung des Herrschaftskörpers. In der Esoterik spielten die drei Reichsinsignien, Schwert, Schwertscheide und Spiegel in der Traumdeutung des Jien eine zentrale Rolle, die Jien als Kaiser, Kaiserin und Thronfolger deutete. Die Tennō-Herrschaft wurde in diesem Weltbild also als zweigeschlechtlich konzipiert, auch wenn der männliche Goldherrscher vorrangig blieb.

Den Kontinent wechselnd, entwickelte KERSTIN NOWACK (Bonn) einige Thesen zum Herrscherkörper der Inka. Sie führte aus, dass der Sapa Inka als übermenschliches Wesen galt und wie alle übermächtigen Wesen in den Anden als rein zu gelten hatte, was umfangreiche Fasten-, Buß- und Waschrituale erforderte. Außerdem wurde er (zuweilen mit seiner Hauptfrau, der Coya) in einer Sänfte getragen und benutzte einen Schemel, um den Erdboden nicht zu berühren und eine erhöhte Stellung gegenüber seinem Volk einzunehmen. Eine absichtliche Verunreinigung, etwa ein zerrissenes Ohrläppchen, konnte daher herrschaftsausschließend sein. Ferner kam es zu einer Vervielfachung des Herrscherkörpers, da Sapa Inka und Coya ihre Essenz auf gegenständliche Objekte übertragen konnten, die herrscherliche Stellvertreterfunktionen in den Provinzen, bei Prozessionen oder im Krieg einnehmen und zu diesem Zweck sprechen konnten. Einen dritten Aspekt stellte Nowack zufolge die Ewigkeit des Herrscherkörpers dar. Die Mumien des Herrschers musste ein Throninhaber besuchen und konsultieren, da alle Vorfahren dem aktuellen Sapa Inka hierarchisch vorstanden; diese blieben auch weiterhin verantwortlich für die Politik und konnten als Mumien für ihre politischen „Fehler“ verbrannt werden.

Danach war es an den Organisatoren, ihre Projektergebnisse vorzustellen. Den Anfang machte JAN MEISTER, indem er den Wechsel vom „unmonarchischen“ Körper des römisch-frühkaiserzeitlichen Princeps zum spätantiken „Kaiser“ aufzeigte, wobei er eine „somatische Wende“ im 3./4. Jahrhundert festmachte. Diese Veränderung veranschaulichte er anhand dreier Kategorien: Körper und Kleidung, Körper und Krankheit sowie Körperpraktiken und Sakralisierung. Bezüglich der Kleidung konnte er demonstrieren, dass es in der frühen Kaiserzeit noch keine insignienhafte Verknüpfung von Herrschaft und Gewändern gab, ab dem 3. Jh. sich jedoch ein herrschaftlicher Ornat mit purpurnen paludamentum und Diadem herauskristallisierte. Für von Krankheiten geplagte Kaiser bis in das 2. Jh. waren diese ein Instrument, um ihre Menschlichkeit und aristokratische Selbstsorge zu inszenieren, was eng an den senatorischen Diskurs geknüpft war. Mit der Konstantinischen Wende wurden jedoch die Christen zur zentralen Deutungselite. Krankheiten galten nunmehr als Strafen Gottes, ein gerechter Herrscher musste daher zwingend gesund sein. Zuletzt merkte Meister an, dass im 4. Jh. die Kaiser als „Männer aus Stahl“ gepriesen wurden, die diesen Körper durch ein martialisch-asketisches Abhärtungstraining erworben hätten. Damit erhielt das Kaisertum eine im frühen Principat noch unbekannte charismatische Komponente, womit Julian Apostata aus paganer, die Palastkaiser des 5. Jh. aus christlicher Sicht sogar Wunder vollbringen konnten.

Chronologisch anknüpfend legte JONAS BORSCH (Bern) einen Vergleich der Körper männlicher Herrscher vom 5.–8. Jahrhundert in den mediterran-nahöstlichen Monarchien unter den Aspekten der Sakralisierung, der Inszenierung von Männlichkeit sowie der Vorgehensweise der „Entzauberung“ dar. Er zeigte, dass eine göttlich-entindividualisierte Physis sowie kosmische Symbolik des Herrschers bei spätantiken Römern wie sasanidischen Persern gleichermaßen als Konzept vertreten wurden, was Borsch mit dem Begriff der sacrosanctitas bezeichnete. Ferner erklärte er, dass das römische Männlichkeitsideal soldatisch geprägt gewesen sei; die spätantiken Palastkaiser seien daher spöttisch als verweichlicht dargestellt worden. Dagegen wurde das Bild der Barbaren hochgehalten, die „echte“ Männlichkeit auf dem Schlachtfeld zeigten, auch wenn diese roh und unzivilisiert sei. Christliche Palastkaiser hätten dann die martialischen Diskurse insofern erfüllt und transformiert, als sie Härte bei Bußprozessionen demonstrierten. Gleichzeitig seien jedoch die Herrscherkörper einer faktischen Vulnerabilität unterworfen gewesen, was sich in der Praxis der Verstümmelung römisch-byzantinischer wie sasanidischer Thronprätendenten zeige. Durch die Verstümmelung, die Borsch als „Gnadenakt“ gegenüber der Hinrichtung charakterisierte, seien ihre sakralisierten Körper „entzaubert“ worden.

Der Vulnerabilität eines Herrscherkörpers widmete sich auch ANNA KOLLATZ (Heidelberg) am Beispiel des Mogulkaisers Ğahāngīr. Sie betonte, dass jeder Mogulkaiser transpersonale sowie persönliche Eigenschaften besaß. Zu ersteren gehörten beispielsweise Herrscherlicht (farr-i izadi), Zentralität, Größe (beides in Miniaturen bildlich dargestellt), mystische Führerschaft, Toleranz und Fürsorge; der Mogulkaiser erschien daher Eingeweihten mit einem körperlich-transzendenten Nimbus. Persönliche Tugenden hingegen seien Gerechtigkeit, Urteilsvermögen, Stärke, Wissen, aber auch die Fähigkeit, mit viel Alkohol und Opium zu unterhalten, weswegen die Körper der Moguln regelmäßig verfielen. Des Weiteren erklärte Kollatz, dass im Falle von Alter, Krankheit oder Tod des Moguln Geheimhaltung oberste Maxime war. Schließlich betrachtete sie das Ende der Herrschaft Ğahāngīrs in der Darstellung des Fathmana Nūr Ğahān, einer Propagandaschrift für Ğahāngīrs Hauptfrau, als der Herrscher von 1625 bis 1627 entführt wurde. In dieser Situation entwickelt Nūr Ğahān der Schrift zufolge alle transpersonalen wie persönlichen Körpereigenschaften eines männlichen Moguls, sodass sie als legitime Herrscherin erschien.

Am nächsten Tag widmeten sich die Referierenden europäischen Herrscherkörpern. Den Anfang machte ANJA RATHMANN-LUTZ (Basel/Tübingen), die nach den Funktionen des mittelalterlichen Herrscherkörpers fragte, was sie insbesondere anhand der Darstellung in der Historia Regum Britanniae von Geoffrey von Monmouth untersuchte. Sie betonte, dass das „Reisekönigtum“ eine Körperpraxis an sich sei, die Herrschaft erst ermöglichte. Außerdem müsse ein Herrscherkörper „fit to reign“ sein, was sich bei Geoffrey in weiblicher Schönheit und männlicher Stärke ausdrücke. Schließlich benannte sie als dritte Hauptfunktion des mittelalterlichen Herrscherkörpers das Zeugen/Gebären sowie Heilen und Retten, wodurch die gottgewollte Ordnung aufrechterhalten bleibe und fortgeführt werde.

CORNELIA LOGEMANN (Graz) befasste sich darauf mit Kostümfesten am Hof des französischen Königs François I. im 16. Jh., wofür sie die Entwürfe von Primaticcio auswertete und nach dem Verhältnis von Fleisch und Stoff fragte. Sie hielt fest, dass François’ persönliche Verkleidungen als Kentaur, Bär, Garnele, Sphinx oder Hercules essenzielle Repräsentationen waren, wodurch der Monarch sich im Medium des Kostüms verstetigen sowie darstellen und sich wichtige Herrschaftsattribute zuschreiben konnte. Außerdem gab es ein Spiel mit der Erkennbarkeit des Herrschers, da er im Kostüm theoretisch incognito auftrat. Dennoch erkannte man den König an seiner ähnlich gekleideten Entourage und an Doubles, wodurch es zu einem performativen „Spiel“ um die Identität des Herrschers kam. Dadurch erweiterte sich der Herrscherkörper auf seine gesamte Begleiterschar. Der Enthüllungsmoment des Königs war von zentraler Bedeutung. Ferner gab es Cross-Dressing-Momente beispielsweise des Dauphins; Logemann zufolge sollten diese Transgressionen die Macht des Herrschers unterstreichen.

Nach zeremoniellen Rollen fragte CHRISTIAN BÜSCHGES (Bern) bei seiner Behandlung der spanischen Vizekönige von Neapel, vor allem von 1620 bis 1637. Er erklärte, dass das Vizekönigtum eine Antwort auf die körperliche Abwesenheit des spanischen Königs darstellte. Der Vizekönig fungierte in höfischen und kirchlichen Zeremonien mit den aragonesisch-neapolitanischen baroni als alter ego des Königs, wodurch er in seiner Amtszeit vielfältige Patronagemöglichkeiten und Repräsentationsformen für sich und seine Familie wie ein Monarch entfalten konnte; diese wurden jedoch stets neu ausgehandelt. Ebenso hatte seine Ehefrau nur eine informelle Rolle; das Amt einer Vizekönigin bildete sich nie aus. Bisweilen war der Vizekönig bei Aufständen auch physisch gefährdet, wobei die Aufrührer sich „nur“ gegen den jeweiligen Amtsinhaber, jedoch nicht gegen die spanische Herrschaft an sich erhoben.

NADINE AMSLER (Fribourg) untersuchte darauf ein bemerkenswertes Schweigen der Quellen, was die Körper von frühneuzeitlichen Herrschersprösslingen angeht, und diagnostizierte, dass es sich dabei um eine Coping-Strategie des Hofes handelte, um mit einem kommunikativen und einem physischen Problem umzugehen. Einerseits lag die Kindersterblichkeit bei zwanzig bis dreißig Prozent, es war also nicht klar, ob die Kinder tatsächlich die Erbfolge antreten könnten, andererseits besaßen sie noch kein „höfisches Benehmen“. Am Beispiel der Wittelsbacher demonstrierte Amsler, wie „Instruktionen“ zur Erziehung der Kinder geschrieben wurden, die Dienstwechsel im höfischen Kinderzimmer erleichtern sollten und monatlich vor den Kammerzofen verlesen wurden. Aufgabe einer Gouvernante war die zentrale wie delikate Aufgabe, den Kindern höfisches Benehmen sowie Tugenden beizubringen und zugleich immer deren fürstlichen Stand zu beachten.

Mit der Rezeption keltischer Herrscherkörper schloss BRIGITTE RÖDER (Basel) die thematischen Vorträge ab. Sie analysierte, dass die Rekonstruktion der Bestatteten aus keltischen Prunkgräbern von 620 bis 380 v. Chr. in der modernen Archäologie und Populärkultur in starkem Maße an Geschlechterstereotypen orientiert gewesen sei. Obwohl die Grabbefunde bei den bestatteten Männern und Frauen ähnlich seien und daher auf eine ähnliche Sozialposition hindeuteten, tendiere die Forschung dazu, eine patriarchalische Gesellschaft zu rekonstruieren. Die bestatteten Männer waren daher „Fürsten“ oder „Häuptlinge“, die Frauen entweder „Transvestiten“, „Hexen“ oder aber auch schneewittchenartige „Models“, die in einer Museumsausstellung sogar auf den „CeltWalk“ einluden. Bei den Männern wurde folglich eine Machtposition, bei den Frauen hingegen die gesellschaftliche Rolle über das Aussehen oder bestenfalls ein „Gemahlin-Dasein“ rekonstruiert. Anschließend bot sie selbst eine mögliche Rekonstruktion der Bestatteten, wobei sie die Geschlechterstereotype pointiert umkehrte; die Frauen daher als Herrscherinnen, die Männer als modelartige Gemahlen präsentierte.

In einem kritischen Fazit skizzierte STEFAN REBENICH (Bern) schließlich einige Punkte, die in einem global-interkulturellen Vergleich von Herrscherkörpern seiner Ansicht nach entscheidend sind. So plädierte er einerseits für eine kritische Philologie, um nicht eurozentrische Kategorien kolonial auf andere Kulturen und Zeiten zu übertragen, andererseits regte er dazu an, das theoretische Angebot mit Max Weber zu erweitern. Als Punkte, die die Tagung für die Behandlung vormoderner Herrscherkörper herausgestellt habe, galten für ihn Interdependenz von monarchischem Körper und res publica, Verweise des Körpers auf verschiedene Fähigkeiten der Herrscher und Herrscherinnen, Gender, Habitus, Spatialität, Temporalität, somatische Integrität versus somatische Vulnerabilität, Sakralität und Materialität. Zuletzt empfahl er, Rituale, Reinheit, Deutungsmacht über den Körper, Referenzialität und noch stärker die Wissenschafts- und Rezeptionsebene als Kategorien einzubeziehen.

Insgesamt konnte die Tagung aufzeigen, dass die Beschäftigung mit vormodernen Herrscherkörpern in einer globalen Perspektive neues Licht auf auch intensiv erforschte Monarchien werfen kann. Gerade im interdisziplinären Dialog ergeben sich somit vielfältige Möglichkeiten der Analyse von Herrschaftsrepräsentationen und -diskursen, welche dabei helfen können, eine vergleichende Monarchieforschung breiter als bislang zu etablieren.

Konferenzübersicht:

Keynote
Barbara Stollberg-Rilinger (Berlin): Majestätische Körper. Zur Zuschreibung physischer Herrschaftskompetenz im Europa des 18. Jh.

Jan. B. Meister (Bern): Einführung

Daniel Schley (Bonn/Kyoto): Vom mehrfachen Körper der Herrschaft in Japan (11.-13.Jh.)

Kerstin Nowack (Bonn): Rein. Vielfach. Ewig. Der lebende und der tote Körper des Herrschers bei den Inka

Jan Meister (Bern): Vom Körper des Princeps zum Körper des Kaisers. Die Transformation römischer Herrscherkörper zwischen Hoher Kaiserzeit und Spätantike

Jonas Borsch (Bern): Kaiser-, Königs- und Kalifenkörper in der langen Spätantike. Zwischen sakraler Aufladung und physischer Unzulänglichkeit

Anna Kollatz (Heidelberg): Kann ein pādšāh schwächeln? Einige Gedanken zu Narrativen über das Ende der Herrschaft Ğahāngīrs

Anja Rathmann-Lutz (Basel/Tübingen): Kämpfen, Zeugen und was noch? Zu den Funktionen des Herrscherkörpers im mittelalterlichen Europa

Cornelia Logemann (Graz): Wo endet das Kostüm und beginnt der Körper? Feste am französischen Hof des 16. Jh.

Christian Büschges (Bern): Die abwesende Präsenz. Der Vizekönig von Neapel als alter ego des spanischen Monarchen (1620-1637)

Nadine Amsler (Fribourg): Die Körper künftiger Herrscher. Die Sorge um den jüngsten Nachwuchs von Herrscherfamilien im Alten Reich (17.-18. Jahrhundert)

Brigitte Röder (Basel): Stattliche Männer – schöne Frauen: die Inszenierung der eisenzeitlichen Elite in archäologischen Publikationen und Ausstellungen

Stefan Rebenich (Bern): Fazit

Anmerkung:
1 Vgl. Ernst Kantorowicz, The King’s Two Bodies. A Study in Medieval Political Theology. Princeton 1957; James G. Frazer, The Golden Bough. A Study in Magic and Religion, 12 Bd., London 1906–1915.

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